Fehler machen heißt Lernen

Wir leben in einer Kultur, in der es wieder an Bedeutung gewinnt, Fehler zu machen. Obgleich diese oftmals Folgen haben, die es erst einmal zu bewältigen gilt, geben uns Fehler die einmalige Gelegenheit, aus ihnen zu lernen und sie bestenfalls nicht mehr zu wiederholen. Fakt ist: Wir alle machen hin und wieder Fehler und sollten uns auch gegenseitig darauf hinweisen, um gemeinsam Lösungen zur Vermeidung zu erarbeiten. Nachfolgend erläutern wir, wie Fehler entstehen, welchen Nutzen wir daraus ziehen und wie wir an sie herangehen können.

Wie entstehen Fehler?

Fehler entstehen meist in den Momenten, in denen wir mit neuen Situationen konfrontiert werden. Das kann eine schwere Aufgabe sein, der wir uns noch nie zuvor stellen mussten oder ein Verhalten des Gegenübers, das uns noch nicht vertraut ist.

Doch auch aus Gewohnheiten heraus können sich Fehler entwickeln. Wir schenken normierten Abläufen nicht mehr unsere volle Aufmerksamkeit und dadurch schleichen sich Fehler in unser Handeln ein. So können beispielsweise Personen, die tagtäglich kochen, nach vielen Jahren immer noch ein Gericht versalzen.

Unkonzentriertheit ist ebenfalls ein Grund dafür, dass wir Fehler machen. Ein übermüdeter Autofahrer, der sonst immer vorsichtig fährt, kann dennoch in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit einen Unfall verursachen.

Was nützen uns Fehler?

„Macht mehr Fehler und macht sie früher, denn wovon sonst wollt ihr lernen!“ - Tom Peters

Fehler sind wichtig für unseren Entwicklungsprozess. Wir müssen Erfahrungen sammeln, um daraus lernen zu können, denn sie zeigen uns die Grenzen unseres derzeitigen Wissensstandes auf. Auch Schülerinnen und Schüler kommen in ihrem Schulalltag häufig an den Punkt, an dem sie nicht mehr weiterwissen oder sich unsicher sind. Hier aufzuhören, wäre jedoch die falsche Herangehensweise. Es ist wichtig, dass Fehler begangen werden, um diese in Zukunft nicht mehr zu wiederholen. Eine ausgiebige Fehleranalyse und Korrektur hat sodann meist eine Optimierung der erzielten Leistung zur Folge. 

Eine mögliche Herangehensweise an Fehler 

Das Wort „mögliche“ in der Überschrift ist bewusst gewählt, denn es wäre bereits ein Fehler, immer nur dieselbe Herangehensweise an Fehler zu wählen. Lehrerinnen, Lehrer und Eltern müssen sich darüber bewusst sein, dass Schulkinder Individuen sind, die allesamt verschiedene Charakteristika aufweisen und daher nicht in ein spezifisches Raster gedrängt werden sollten. Dennoch wollen wir einen Weg vorstellen, der einen sinnvollen Umgang mit Fehlern und deren Behebung aufzeigt.

1.  Eine herausfordernde Situation schaffen:

Stellen Sie die Schülerinnen und Schüler vor Herausforderungen! Geben Sie ihnen gezielt Aufgaben, die sie zuvor noch nicht bewältigen mussten, aber aufgrund ihres Wissensstandes durchaus bewältigen könnten! Dabei ist es wichtig, dass Sie die Aufgabenstellung klar und deutlich formulieren, um den Lernenden die Möglichkeit zu geben, die neue Situation auch meistern zu können.

2. Eine positive Atmosphäre schaffen:

Lassen Sie den Kindern Zeit, um die Problematik erkennen und bewältigen zu können! Gehen Sie ihnen dabei nur unterstützend zur Hand, indem Sie sie ermutigen und ihnen die Angst nehmen, Fehler zu machen! Schülerinnen und Schüler haben ein sensibles Schamgefühl, wenn ihre Fehler vor der ganzen Klasse zur Schau gestellt werden. Erklären Sie den Lernenden daher, dass sie keine Scheu davor haben müssen, eine Aufgabe einmal nicht oder nur teilweise lösen zu können und vermitteln ihnen ein positives Gefühl, damit sie eine gesunde Neugier für Herausforderungen entwickeln können!

3. Denkabläufe nachvollziehen und konkret auf Fehler hinweisen: 

„Einen Fehler durch eine Lüge zu verdecken heißt, einen Flecken durch ein Loch zu ersetzen.“ - Aristoteles

 Was nützt es den Kindern, wenn sie nicht wissen, wo sie etwas falsch gemacht haben und weshalb dies geschehen ist. Gehen Sie daher die Lösungsansätze mit ihnen durch und zeigen ihnen, an welcher Stelle sie konkret Fehler gemacht haben! Ermutigen Sie die Schülerinnen und Schüler dazu, ihre Fehler nicht vor Ihnen zu verstecken, denn „Wenn sie [Fehler – Anm. d. Verf.] nicht mehr verleugnet oder vertuscht werden, dann werden Fehler ein Medium zur Erkenntnis und Selbsterkenntnis.“ (Kahl, Reinhard: Der Fehler ist das Salz des Lernens, in: ils Mail fehlerHAFT (2010), Ausgabe 02, S. 03)! Auch wenn die Kinder ihre eigenen Erfahrungen sammeln sollen, empfehlen wir Ihnen, auf Fehler, die sich im Laufe der Jahre wiederholt bemerkbar machen, gesondert einzugehen. Der Hinweis auf eine bereits bekannte Problematik erleichtert nämlich den ohnehin schon aufwendigen Lernprozess ungemein. Dieser Normerwerb gibt den Schülerinnen und Schülern das nötige Handwerkszeug, um eigene Lösungsprozesse zu entwickeln.

 

4. Den Willen, aus Fehlern lernen zu wollen, fördern:

Es liegt mitunter in Ihrer Hand, ob die Lernenden resignieren oder eine positive Einstellung zu Herausforderungen entwickeln. Stärken Sie das Selbstvertrauen der Kinder, indem Sie ihnen die Mittel zur Lösung einer Problematik aufzeigen und sie Schritt für Schritt zum Ziel führen! Fehler sind kein Grund zur Schande, denn sie ermöglichen uns, unsere Leistungen zu optimieren. Die Lernenden profitieren bei richtiger Förderung aus gemachten Fehlern, weil sie lernen, diese zukünftig zu vermeiden. Geben Sie den Kindern daher die Möglichkeit, neue Fehler zu machen und die alten nicht zu wiederholen, denn dann werden sie sich mit einer positiven Einstellung an größere Herausforderungen wagen!

 

Sollten Sie Fragen zur Thematik haben oder Hilfe beim Umgang mit Fehlern benötigen, stehen wir vom LernZentrum Ihnen sehr gerne zur Verfügung. Gerne erarbeiten wir ein Konzept mit Ihnen und unterstützen Ihre Kinder in ihrem Schulalltag und beim Bewältigen ihrer Aufgaben. (MT)